Jugend-Törn Soffio 2018 – Teil I: Training und Regatta Cinque Fari (25.6-2.7.)

Jeder hatte wohl andere Erwartungen an die zwölf Meter lange Vereinsyacht des SC Schotbruch namens Soffio. Nur die Vorfreude auf den Jugendtörn auf dem Mittelmeer war sicherlich bei allen gleich, vor allem bei den drei saarländischen Jugendlichen Taric Ludt, Leon Schulz, und Niklas Schneider (mir), die von den erfahrenen Seglern Michael Becker und Dirk Frank unterstützt und von Skipper Claus-Michael Lehr begleitet wurden.

Also machten wir uns am Montag, den 25. Juni auf die Reise zum Porto Arenella, wo das Boot seinen Stammliegeplatz hat. Dort kamen wir nach einem Zwischenstopp beim Segelmacher, wo wir die frisch überholten Regattasegel abholten, und einer rasanten Taxifahrt durch Palermos 30er-Zonen heil abends an. Zunächst zu fünft (Dirk sollte erst am Mittwoch zu uns stoßen) richteten wir uns unter Deck mit unserem Gepäck ein, um danach in Arenella für ein selbst gekochtes Abendessen einkaufen zu gehen.

Der nächsten Tage sollten dazu dienen, uns als Crew gemeinsam an das Boot zu gewöhnen und uns einzusegeln, deswegen zögerten wir nicht lange und legten am Dienstagnachmittag ab und segelten 3 Stunden bei 15 Knoten Wind und fast zwei Metern Welle, nicht die einfachsten Bedingungen zum Start, aber wir packten es trotzdem. Schnell merkten Leon und ich, dass selbst jahrelange Laser-Erfahrung hier nicht so viel bringen; Taric hingegen war uns als 29er-Segler ein bisschen voraus, was das Wissen um die Besegelung angeht („Was ist denn ein Fall?!“).

Nichtsdestotrotz hatten wir einen schönen Segeltag; das musste am Mittwoch gleich wiederholt werden, zuvor stand aber das Wechseln der Segel an, also: Fahrtensegel runter, Carbon-Regattasegel drauf, dazu für die Regatta unnötiger Ballast wie Beiboot oder Aussenborder von Bord. Abends traf dann auch endlich Dirk ein, mit dem wir auch gleich am Donnerstag wieder ein paar Stunden rausfuhren. Freitags fühlten wir uns dann auch mal bereit, um zum ersten Mal den Spinnaker hoch zu ziehen, was auch bis zur Halse gutging; da der Wind aber langsam stärker wurde entschieden wir uns am Ende des Manövers doch lieber für ein rasches Bergen , um eine „Eieruhr“ im letzten Moment zu verhindern.

.An diesem Abend fuhren wir nicht nach Arenella zurück, sondern in den Stadthafen von Palermo, wo auch die „Societa Canottieri Palermo“, welche jährlich die Regata dei Cinque Fari („Regatta der fünf (Leucht-)Feuer“) ausrichtet, seine Anleger hatte. Im schicken Clubhaus gab es auch einen Empfang, um die Regattateilnehmer zu begrüßen, und als einzige ausländische Crew erhielten wir sogar einen kleinen Extraapplaus. Nachdem das kleine Snackbuffet schließlich leer war und auch die anderen so langsam verschwanden, machten wir uns auf den Weg, um in der Stadt eine Pizzeria zu finden und ließen den Abend bei gutem Eis und langsamen flanieren durch Palermo ausklingen.

Da der Start am Samstag für zwölf Uhr angesetzt war, fuhren wir frühzeitig raus, und es konnte pünktlich losgehen (was in Italien offenbar keine Selbstverständlichkeit ist). Nach einem gewöhnlichen Fünf-Minuten-Start unter Flagge I, bei dem es vor allem an unserem Ende der Startlinie heiß herging, folgte eine kurze Startkreuz zu einer kleinen Tonne, dann ging es auf einem Halbwindkurs zur Insel Ustika, wo sich die ersten beiden Leuchttürme befanden. Neben uns trat eine weitere Grand Soleil 40 „Renoir“ an, die aber von der Regattaleitung langsamer eingestuft worden war als unsere. Trotzdem erreichte sie zu unserem Ärger die Insel vor uns, was wir bei der Umrundung aber wieder gutmachen konnten.

Hinter Ustika setzten wir den Spinnaker und segelten bei sechs bis sieben Knoten Fahrt vor der „Renoir“ (unserem ärgsten Konkurrenten, wie sich später zeigen wird) in den Sonnenuntergang. Leider konnten wir die Position nicht langen halten, denn als unser Spi einmal einfiel, nutzte die Crew der Renoir die Möglichkeit und zog (auf Backbordbug fahrend, während wir auf Steuerbordbug waren) in einem spektakulären Überholmanöver mit ihrem Heck weniger als einen Meter an unserem Bug schräg vorbei. Danach fuhr sie uns langsam aber sicher davon.

Mit der Nacht kam aber auch mehr Wind auf dem Weg zum dritten Leuchtturm, der freistehend eine Untiefe vor der Küste markiert. So passierte es, dass er auch auf einmal um 180 Grad drehte und aus dem Raumschotskurs auf einmal eine Kreuz wurde. Das hieß für die Mannschaft, die gerade nicht am schlafen war: So schnell wie möglich Spi bergen und neuen Kurs setzen. So kreuzten wir bis um drei Uhr morgens Richtung Scoglio Procelli, den wir dann umrundeten um weiter zum Capo San Vito zu fahren, wo sich der vierte Leuchtturm befand.Da wir nun wieder Halbwindkurs segeln konnten, beschlossen wir, den Code Zero zu setzen, nur um ihn zehn Minuten später durch den Spinnaker auszutauschen; aber auch der blieb nicht lange oben, der Wind drehte erneut um 180 Grad, was bedeutete, dass wir den Rest des Weges kreuzen mussten. Am Capo San Vito kamen wir Sonntag morgens an, als sich auf einmal eine Flaute an der ganzen Küste entlang ausbreitete; wenigstens konnten wir entspannt frühstücken. Hier bemerkten wir auch, dass die Renoir nachts einen schwerwiegenden taktischen Fehler begangen haben musste, denn sie war auf einmal weit hinter uns, später stellte sich heraus, dass sie den Kurs einfach mit dem Wind geändert hatten und so einen riesigen Umweg gefahren waren.

Als gegen zehn Uhr der Wind so langsam wiederkam, setzten wir unsere Kreuz zum Capo Gallo fort, bei der wir zwar auf andere Gegner noch aufholen, aber niemanden mehr einholen konnten. So kamen wir gegen fünf Uhr nachmittags im Ziel an. Zunächst mussten wir aber erst einmal die Ziellinie identifizieren, was gar nicht so einfach war; dann aber kam die ersehnte Zieldurchfahrt, nach der selbstverständlich ein „Manöverschluck“ nicht fehlen durfte.

Erleichtert machten wir uns auf den Weg zurück nach Palermo. Als wir auf der Höhe von Porto Arenella waren und gemütlich die Segel bergen wollten, erlebten wir eine böse Überraschung: Der Motor sprang nicht mehr an, weil über das fast 30 stündige Segeln ohne Maschinengebrauch der Bordakku sich heimlich entleert hatte. Nach einer kurzen Diskussion steuerte Dirk das Boot kurzerhand mit einem gekonnten Aufschießer an die Tankstelle des Hafens und nach einem kurzen aufladen der Batterie per Landstrom konnten wir wieder nach Palermo weiterfahren. Auch an diesem Abend gingen wir wieder in die Stadt, um uns nach dem Essen das historische Zentrum anzusehen und natürlich durfte auch hier ein gutes italienisches Eis nicht fehlen.

Den Montag nutzten wir, um wieder die Fahrtensegel für die kommende Überführungsfahrt nach Olbia aufzuziehen, und nachdem Dirk und Michael am Tag zuvor schon abgereist waren kamen abends vier neue Crewmitglieder an Bord: Christine Schaal-Lehr und die drei Sachsen Jonas und Fynn Hölzel sowie Justus Isernhagen. Mit ihnen gingen wir abends zur Siegerehrung, bei der wir sogar einen Preis erhielten: Den, für die beste ausländische Crew.

Im Endergebnis wurden wir schließlich 15. von 16 ins Ziel gekommenen Teilnehmern (30 waren gemeldet, davon starteten nur 23); wir konnten die Renoir tatsächlich hinter uns lassen.

Alles in allem eine tolle Woche mit neuen Erfahrungen, die wir so schnell nicht mehr vergessen werden, aber es sollte ja noch weitergehen….

Bericht: Niklas Schneider

Fotos: Claus-Michael Lehr; S. Lopez ( Società Canottieri Palermo)

Fortsetzung folgt…